Das Semester ist fast vorbei, bald werden die Abschlussprüfungen geschrieben und ich bin schon bald drei Monate hier...ja, wie die Zeit vergeht. Kann es sein, dass die Tage in Deutschland länger dauern? :D
Ich dachte mir nach zweieinhalb Monaten in der Schule, kann ich mal ein bisschen was darüber schreiben, wie Schule in Mexiko funktioniert.
Nach meiner ersten Schulwoche hatte ich ja schon so einiges erzählt, aber natürlich bin ich jetzt schlauer geworden ^^ nein Spaß, ich weiß einfach nur ein bisschen mehr über das Schulsystem hier ;)
Nur die älteren Schüler fangen den Unterricht um sieben oder in meinem Fall um 7:15 Uhr an, die Grundschüler erst um acht! Das kommt mir jetzt schon total spät vor :D Bisher kam ich immer pünktlich, auch wenn es einige Male echt richtig knapp war. Naja, Schuld daran war zugegebenermaßen ich, weil ich vergessen hatte den Wecker zu stellen. Also lag ich friedlich in meinem Bett und plötzlich kam meine Gastmutter ins Zimmer und meinte: "Ya son veinte para las siete" (Es ist schon 20 vor 7), ihr könnt euch nicht vorstellen wie wach ich da plötzlich war XD An diesem Beispiel möchte ich die unglaubliche Praktischheit (falls dieses Wort existiert) von Schuluniformen erklären. Ja, nach wie vor trage ich die Uniform gern, auch wenn die natürlich alles andere als schick aussieht. Man fühlt, dass man irgendwo hingehört...und ach, ich weiß auch nicht. Irgendwann werde ich mich dafür einsetzen, dass sie in deutschen Schulen Uniformen einführen, dann wisst ihr was ich meine ;)
Was den Unterricht angeht: Yay, ich verstehe schon so viel!!! Und mache teilweise auch mit!!! Meistens schreib ich allerdings in meinem Diario...okay, das ist nicht der Punkt. Der Unterricht hier besteht viel aus abschreiben und auswendig lernen, was nicht unbedingt meine Lieblingsmethode ist. Examen werden immer die ersten Tage des Monats geschrieben, eins in jedem Fach. Die Note dafür wird dann zusammen gezählt mit allen Hausaufgaben, Projekten des Monats und der Unterrichtsbeteiligung. Im Geografieunterricht komm ich mir immer vor wie in einer Fernsehshow. Der Lehrer verteilt die ganze Zeit "Participaciones" (also Punkte für Mitarbeit), ein Beispiel: an der Tafel steht ein Text und er fragt, wer will vorlesen. Sofort melden sich mehrere und rufen "Yo, Profe, yo!!" Derjenige, der lesen darf hat Glück, weil er dafür eine "Participación" bekommt, was letztendlich gut für Die Zensur ist. Ganz oft werden die Hefte eingesammelt um zu kontrollieren ob der Schüler auch alles genau aufgeschrieben hat. Die Hausaufgaben hier sind viel aufwendiger als in Deutschland, nicht nur, weil es ziemlich viel ist, sondern weil man ständig kreativ sein muss :D Es gibt sehr viele Projekte, die man meistens mit einer schönen PowerPoint-Präsentation vorstellt (was technische Geräte angeht ist meine Schule sehr gut ausgestattet). Einen Vortrag mit Zettel in der Hand zu halten ist eher unüblich, stattdessen packt man entweder den ganzen Text auf die PowerPoint-Präsentation oder hält komplett auswendig. Das schult sehr das freie Sprechen, sollte ich mir vielleicht auch mal angewöhnen^^
Noten gibt es hier von 1-10, wobei 10 das absolut beste ist, also eine 1+. Si sacas menos que 7, reprobas....mmh, ich weiß nicht, wie man das schön auf deutsch sagt...weniger als 7 ist durchgefallen (kein Satz, aber egal xD). Stellt euch das mal vor! In jedem Fach besser als 3+ bzw 2- zu sein! Ich würde in Sport ja so was von durchfallen haha ^^ Deswegen sind die Schüler hier viel mit Hausaufgaben machen und lernen beschäftigt. Am Ende jedes Monats gibt es eine Art Zeugnis, die Zensuren sind also das Zusammengezählte von Examen, Hausaufgaben, Projekte, Unterrichtsbeteiligung und Hefterführung.
Jetzt wirds noch ein bisschen mehr durcheinander (tut mir Leid, ich hoffe ihr versteht mich einigermaßen): In den Fächern, in denen du insgesamt weniger als 9.7 sacaste, musst du Semestrales schreiben, also diese Abschlussprüfungen Ende des Semesters. Und dafür darfst du dann alles lernen, was im ganzen Semester ran kam! Lo que vimos en todo el semestre! Ihr könnt euch vorstellen, das ist eine Menge! Das Positive daran ist, dass man so alles wiederholt und sich vielleicht sogar für die Zukunft einprägt, denn seien wir mal ehrlich, so gut wie alles was wir in der Schule lernen, wissen wir doch nur für den entscheidenden Test (naja, oder auch nicht^^). Da ich eigentlich in allen Fächern unter 9.7 stehe, werd ich wohl sämtliche Examen schreiben müssen...es sei denn ich mach von meinem Austauschschülerbonus Gebrauch :P nein, Quatsch, ich werde natürlich ganz viel lernen und super Noten schreiben hihi.
Ich war ja schon wieder sehr stolz auf mich (ich sag das so oft, ich komm mir langsam...wie ist das Wort...arrogant vor?), als wir das Examen de Pensamiento Crítico (kritisches Denken....hmm naja, also wir haben gerade gelernt was ist kritisches Denken) wieder gekriegt haben und die Lehrerin hat mich gelobt :o In einer Aufgabe ging es um Ebola und wir sollten unsere Meinung dazu sagen (tatsächlich das erste Mal, dass wir unsere Meinung sagen durften). Ich hab 9/10 Punkten, weil meine Argumentation eine der besten der Klasse war! Mir fehlte ein Punkt, da ich die Aufgabe nicht ganz erfüllt hab (wegen Aufgabenstellung nicht verstanden und so), aber eegaal!!!! Um in Fächern wie Historia nicht total schlecht zu sein (denn da kapier ich einfach mal null), perfektioniere ich das Abschreiben. Jetzt nicht schlecht von mir denken, sonst würde ich natürlich nie abschreiben!
Viele der Examen sind Multiple Choice, was das ganze für mich natürlich erleichtert, aber im Raten bin ich scheinbar nicht so gut :D Also streng ich meine Augen an und schau, was das Mädchen schräg vor mir unterstrichen hat. (Ich seh die Standpauke meiner Eltern schon kommen...)
Ein Lieblingsfach hab ich hier eigentlich nicht. Naja, Informatik macht mir eigentlich Spaß und ich mag den Französischlehrer. Wenn er mich irgendwas auf Französisch fragt, versteht ich überhaupt nichts (irgendwie hört sich da alles gleich an...Spanisch ist leichter) und lächel ihn einfach nur stumm an. Inzwischen hasse ich den Englischunterricht, so wie alle^^ Dafür versteh ich Physik endlich mal, yay!! Also nein, verstehen nicht, weil das für mich immer ein großes Rätsel bleiben wird, aber 9.2 im Examen sind doch nicht schlecht :)
Ich hab hier meistens echt viel Spaß im Unterricht/in der Schule. Klar gibt es Tage, wo ich einfach nur müde bin und keine Lust hab, aber dann gibt es wieder diese Momente, wo ich merke, dass ich endlich dazu gehöre (irgendwie). Einige der Jungs ärgern mich die ganze Zeit, aber einer meinte, das macht man hier so, wenn man jemanden mag. Ich komme mit allen gut klar und yay, ich hab Freunde gefunden! Gerade kann ich mir gar nicht vorstellen, die nicht mehr jeden Tag zu sehen...naja, bis dahin dauert es ja noch ;)
Das einzige, was mich hier an der Schule stört ist, dass es wenig Diskussionen gibt und eigentlich nie die eigene Meinung gefragt ist. Es geht mehr um auswendig lernen als um hinterfragen. Ich weiß, das klingt jetzt total kritisch und ich muss vorsichtig sein mit dem was ich sage, aber naja, so ist es nunmal und eine aus meiner Klasse sagt dasselbe.
Es ist mir irgendwie unmöglich nicht kritisch zu sein, keine Ahnung wieso...aber hier lebe ich nach dem Motto: Nicht schlechter, nicht besser, nur anders. Denn wenn man im Ausland ist, muss man all seine Vorurteile (die jeder ja irgendwie hat) vergessen und seine eigenen Erfahrungen machen.
Ich hab gehört, der Winter wird dieses Jahr in Deutschland warm werden? Schön, dass ich hier friere xD
Hab euch alle ganz ganz doll lieb,
Helene
PS.: Bis jetzt hab ich mich ja nur über meinen Vornamen beschwert, aber Kühn ist ja eigentlich noch schlimmer, haha sorry :) Aussprechen kann das natürlich niemand (Helene geht eigentlich inzwischen), aber ich brauchte einen Zettel der Schule mit meinem Namen, ich glaub am Ende mussten sie den dreimal neu schreiben. Kuhen, Khun, Kuhn...alles schon gesehen ;) Naja, wenigstens sieht man dem Namen an, dass er deutsch ist :)
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