Freitag, 26. Dezember 2014

#24 Feliz Navidad / Frohe Weihnachten!

Hallo liebe Leute,
ich hoffe ihr hattet ein wunderschönes Weihnachtsfest im Beisammensein eurer Familie! Was mich angeht, ich hatte das wohl seltsamste Weihnachten ever.
Also, zuerst einmal fühlt es sich immer noch nicht wie Weihnachten an, dabei ist der Tag jetzt schon wieder vorbei. Die ganzen Tage vor Heiligabend waren wir bei schönen Temperaturen um die 20 Grad, doch pünktlich zur Geburt Jesu wurde es verdammt kalt und ich war froh, dass inzwischen das Paket mit meiner Winterjacke angekommen war.
Am 23. Dezember haben wir den ganzen Tag Kekse gebacken, die leider nicht alle für uns waren. Die Kekse haben so wenig Zucker, dass sie fast gar nicht wie Kekse schmecken :D
Der 24. Dezember fing wie ein normaler Tag in den Ferien an: spät aufstehen, fast nichts frühstücken und dann wurde der Fernseher angemacht. Ich hab mit meiner Familie in Deutschland geskypt, wo Weihnachten schon so gut wie vorbei war und konnte zumindest so ein bisschen daran teilnehmen.
Erst abends um 20 Uhr sind wir losgefahren, zur Familie meines Gastvaters. Alle haben sich im Haus der Großmutter getroffen, das Haus hat mich sehr beeindruckt :D Zum Teil konnte man die Wand nicht mehr sehen, weil wirklich überall Bilder von Jesus oder der Jungfrau (an die hier ja alle glauben) hängen. Außerdem stand da ein weißer Weihnachtsbaum und eine Art Altar mit unzähligen Figuren (Jesus, María, San José, die heiligen drei Könige,..) und Lichterketten. natürlich war nicht die gesamte Familie da, weil das einfach zu viele Leute wären und nicht alle in San Luis wohnen. Die meisten Eltern und Großeltern hier haben mindestens fünf Geschwister, meistens noch mehr, weswegen die Kinder hier unzählige Cousins und Cousinen haben. Jedenfalls haben wir eine Posada gemacht, diesmal allerdings mit Beten. Fast jeder hatte eine Jesus-Figur, die sie dann in den Armen gewiegt und dazu ein Lied gesungen haben. Die Figuren wurden auf Tabletts mit Süßigkeiten gelegt, und nachdem man Jesus auf den Kopf geküsst hat, durfte man sich eine Süßigkeit nehmen.
An diesem Abend haben wir zweimal cena (Abendbrot) gegessen. Bei der Familie meines Gastvaters gab es Pozole, das ist ein traditionelles (mexikanisches?) Essen. Es ist eine Suppe mit Fleisch, Mais, Zwiebeln und zusätzlich kann man noch Radieschen und Salat rein machen. Das ganze ist man mit Tostadas (getoastete Tortillas mit Salz) und es ist super lecker! Ich lass mir auf jeden Fall das Rezept geben, damit ich nächstes Jahr zu Weihnachten Pozole machen kann ;) Denn naja, jedes Jahr Kartoffelsalat mit Wiener Würstchen ist doch langweilig....nein Spaß, ich liebe Kartoffelsalat mit Würstchen.
Nach der Pozole sind wir zur nächsten Feier gefahren, dieses Mal mit der Familie meiner Gastmutter. Dort haben wir Truthahn mit der leckersten Füllung ever gegessen, dazu gab es Spaghetti, einen Salat aus Äpfeln, und Gelatina de Cranberry. Wirklich super lecker!
Die Mexikaner feiern Weihnachten die ganze Nacht bis in den Morgen hinein. Um Mitternacht, als Jesus geboren wurde, haben wir ihn noch einmal gewiegt, geküsst und schließlich die Mañanitas gesungen, das ist sozusagen das mexikanische Happy Birthday, was man hier zu jedem Geburtstag singt.
Danach haben wir ein Spiel mit der ganzen Familie gespielt. Dazu hat jeder vorher drei Geschenke verpackt, ein nützliches und zwei Scherzgeschenke. Jeder hatte seine drei Geschenke vor sich liegen und dann wurde der Reihe nach gewürfelt. Je nachdem wie viele Augen der Würfel angezeigt. so viele Geschenke durfte man sich von den anderen nehmen. Nach zwei Runden hatten einige dann gar keine und einige richtig viele Geschenke. Es war auf jeden Fall total lustig und es hat richtig viel Spaß gemacht.
Um zwei Uhr morgens haben wir Kuchen gegessen (mit Mohrrüben, auch voll lecker!) und danach hat die Tante einige Geschenke verteilt. Ich hab einen Schlafanzug bekommen, das fand ich total lieb :) Einer der Cousins hat eine sehr schöne Ansprache gehalten, in der er gesagt hat, dass wir daran denken sollen, worum es Weihnachten eigentlich geht: darum, dass die Familie zusammen ist und wir dankbar für das sein sollen, was wir haben, es geht darum, dass es die Geburt Jesu war und er das beste ist, was uns passieren konnte, Gott ist der beste Freund, den man haben kann. Es geht Weihnachten nicht um Geschenke oder materielle Sachen, sondern darum, dass man mit den Menschen zusammen ist, die man liebt und dass man dankbar für alles ist, was man hat.
Ich weiß, dass es nicht selbstverständlich ist, dass ich hier in Mexiko sein kann. Ich weiß, dass es nicht selbstverständlich ist, ein so gutes Leben so haben. Viele sind sich darüber gar nicht bewusst, weil sie es nicht anders kennen. Aber denkt mal darüber nach.
Ich war erst um vier Uhr morgens im Bett, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt! Wir haben mit der ganzen Familie Karaoke gesungen, mexikanische Banda, was ehrlich gesagt mehr nach rumgeschreie klang, aber total egal :D
Am 25. Dezember gab es morgens noch einmal Geschenke, weil Santa ja über Nacht kommt und ich hab von meinen Gasteltern eine Schachtel Pralinen bekommen. Danach waren wir bei der misa in der Kirche und seitdem hab ich nichts weiter gemacht ^^
Insgesamt war es ein sehr schönes Weihnachtsfest! Klar war es merkwürdig nicht bei der richtigen Familie zu sein und das ist auch der Grund wieso so viele Austauschschüler zu dieser Zeit Heimweh kriegen. Aber naja, wenn es sich nicht anfühlt wie Weihnachten, kann man auch kein Heimweh kriegen, so hab ich es erlebt. Ich weiß aber, dass ich noch viele Weihnachtsfeste in Deutschland erleben werde (es sei denn, ich wander irgendwann mal richtig aus ;P) und deswegen war es dieses Jahr ein tolles Erlebnis mal zu sehen wie die Mexikaner Weihnachten feiern. Eine Erfahrung, die ich ganz ehrlich nicht missen möchte :)
genießt eure Ferien, bei mir geht es erst wieder am 12. Januar los ;)
Hab euch lieb,
Helene

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